Umzug mit Katzen
__________________________________________________________________________________________________________________________________________
Verhaltensprobleme nach einem Umzug mit Katzen sind mir als Tierpsychologin schon oft begegnet. Daher möchte ich Katzenhalter über diese Thematik gern näher informieren - natürlich ohne Erfolgsversprechen und Anspruch auf Vollständigkeit.
Bei weitergehenden Fragen/Problemen wenden Sie sich bitte an einen Fachkollegen Ihres Vertrauens, der bei Bedarf die Situation in einem Hausbesuch individuell beurteilen und kompetente Hilfestellung geben kann.
Ein Wohnungswechsel mit Katzen ist immer eine heikle Angelegenheit, bei der rechtzeitig im Voraus eine Menge durchdacht und geplant werden muß im Sinne der Tiere. Coole Umzugsprofis unter den Katzen gibt es natürlich auch, sie sind aber die Ausnahme.
Bei einer extrem stressanfälligen Katze kann es im Einzelfall sogar sinnvoll sein, sie für die Dauer all der Umzugsvorbereitungen/-aktivitäten vorübergehend bei lieben und ihr vertrauten Menschen einzuquartieren. Da auch dies natürlich eine Belastung darstellt, müßte man sehr sorgfältig abwägen (am besten mit professioneller Hilfe), welche Art von Belastung das jeweilige Tier am ehesten verkraften könnte.
Bei einem Umzug mit Katze müssen unbedingt die bisher genutzten Kratzbäume, Kratzbretter und möglichst viele Wohnmöbel und sonstige Einrichtungsgegenstände mitgenommen werden - Spielzeug, Katzenklos, Kuscheldecken, zerfetzter Lieblingssessel etc. Je mehr Gegenstände die Katze wiedererkennt, umso besser.
Bitte nicht alles neu kaufen!! Austauschen kann man einzelne Möbelstücke später immer noch, falls nötig. Aber bitte immer nur in Etappen oder bezogen auf einen einzigen Raum - so daß die Katze mit der jeweiligen Veränderung einigermaßen zurechtkommen kann und nicht total überfordert wird.
Nicht eine aus Menschensicht perfekte Wohnung sollte das schnelle Ziel sein - oberste Priorität sollte immer das Wohlergehen der Katze haben. Schließlich sind wir Menschen es, die der Katze bei Bedarf die Strapazen eines Umzugs aufzwingen bzw. zumuten. Und wir wünschen uns (meist wird es sogar erwartet), daß unsere Samtpfoten sich uns anpassen und jede Veränderung oder Aktivität widerspruchs- und problemlos mitmachen.
Diese enorme Anpassungsfähigkeit verlangt allergrößte Hochachtung - und soll hier einfach mal erwähnt werden. Und vielleicht auch ein wenig zum Nachdenken anregen über all diese wundervollen Geschöpfe, mit denen wir unser Leben teilen und bereichern dürfen.
Freiwillig würde solch ein revierbezogenes Tier wie die Katze (insbes. ausgeprägte Freigänger) ihr liebgewonnenes Revier nicht einfach aufgeben. Das gilt auch für reine Wohnungskatzen, sofern sie eine enge Bindung zur Wohnung und zum Halter aufgebaut haben und dort glücklich sind. Umso wichtiger ist es, die Gefühle einer Katze zu respektieren und darauf bei einem Wohnungswechsel so gut wie irgend möglich einzugehen.
Für viele Katzen bedeutet ein falsch durchgeführter Umzug ein massives emotionales Trauma!
Die enorme psychische Belastung eines Umzugs mit oft sogar jahrelangen Folgen wird von den meisten Katzenhaltern jedoch leider völlig unterschätzt oder sogar verharmlost, weil die entsprechenden Fachkenntnisse fehlen. Später kommt dann oft das böse Erwachen..
Ob Katzenhalter die folgenden Ratschläge beachten und umsetzen wollen/können, liegt natürlich in der Verantwortung jedes Einzelnen selbst. Mir ist wichtig, über die weitverbreitete Problematik beim Umziehen mit Katzen aufzuklären, aus meiner therapeutischen Erfahrung heraus fachlich fundierte Ratschläge zu geben, die sich gut bewährt haben und letztlich jeden Katzenhalter darum zu bitten, sich die folgenden Empfehlungen zu Herzen zu nehmen.
Katzen brauchen für solch eine gravierende Veränderung viel Zeit.
Man kann nicht einfach ohne Vorbereitung von heute auf morgen das Revier wechseln, die Katze einpacken, in der neuen Wohnung auspacken und ihr sofort sämtliche Räume zur Verfügung stellen nach dem Motto: "So, das ist ab jetzt Dein neues Zuhause!" - und dann womöglich auch noch laute Handwerksarbeiten durchführen und erwarten, daß die Katze sich innerhalb weniger Tage problemlos einlebt und nirgends hinpinkelt.
Solch unsensible, gedankenlose Vorgehensweise ist bei einem Katzenumzug leider oft üblich, weil sich viele Menschen über die Empfindungen ihrer Katze in dieser Belastungssituation gar nicht wirklich bewußt sind. Und durch die Umzugsvorbereitung oder sonstige Probleme sind Katzenhalter meist selber im Streß, so daß sie auch versäumen, sich bei einem Tierpsychologen rechtzeitig beraten zu lassen.
Wer einen Umzug für seine Katze so akzeptabel wie möglich gestalten und ihr wirklich helfen möchte, der sollte sich für eine der beiden folgenden Umzugs-Varianten entscheiden:
1. Variante: Voraussetzung für die Durchführung dieser Variante sind zwei Dinge: erstens darf die neue Wohnung nicht allzu weit entfernt sein, und zweitens muß die Katze zuerst liebevoll-spielerisch in kleinsten Etappen an eine neutrale Transportbox und danach ans Autofahren gewöhnt werden, bis sie gerne fährt!
In einer großen Hundebox fühlen sich viele Katzen im Auto übrigens wohler als in den üblichen Miniboxen, in denen sie sich nicht bewegen können. Zum Tragen ins Haus kann man sie in eine kleinere Box wechseln lassen.
Diese Gewöhnungstherapie kann unterschiedlich lange dauern, man sollte mit einigen Wochen bis Monaten rechnen, wenn alles für die Katze sehr positiv verlaufen soll. Wer umzieht, weiß dies meist lange Zeit im Voraus, so daß für ein Transporttraining ausreichend Zeit bleibt - am besten trainiert man das Autofahren mit jeder Katze bereits im Welpenalter.
Die neue Wohnung wird angemietet bzw. gekauft, ggfs. renoviert und im Idealfall komplett eingerichtet - aber noch nicht bewohnt! Man bleibt weiterhin in der alten Wohnung wohnen und fährt mit der sich im Auto wohlfühlenden Katze z.B. 2 x pro Woche in die neue Wohnung zu Besuch. Dort öffnet man die Transportbox, holt die Katze nicht heraus(!), sondern läßt sie selbst entscheiden, wann sie dafür bereit ist. Irgendwann siegt ihre Neugier und man läßt die Katze zuerst nur im ersten Raum bzw. Flur alles in Ruhe abschnuppern - alle anderen Türen bleiben geschlossen (eine Wohnung ohne Türen kommt für Katzenhalter grundsätzlich nicht in Frage, da eine räumliche Abtrennung auch später in manchen Fällen nötig sein kann).
Während des Erkundens setzt man sich am besten entspannt und in guter Laune zur Katze auf den Boden. Man kann dabei wunderbar z.B. Unterlagen sortieren oder sonstige ruhige Sachen machen wie Zeitung lesen. Leckerchen werden oft nicht angenommen in dieser stressigen Situation. Bei diesem ersten Besuch wäre es hilfreich, wenn schon ein vertraut duftender Gegenstand angetroffen wird (z.B. Decke oder kleiner Läufer aus der alten Wohnung). Die Katze darf bei ihrer Erkundung niemals gedrängt werden. Sie allein muß das Tempo bestimmen dürfen, was sie sich anguckt, wie schnell sie all die neuen Eindrücke, Gerüche und Geräusche für sich verarbeiten kann und wann es ihr fürs erste genug ist. Manche Katze hat nach 15 Minuten ihre Belastungsgrenze erreicht und will wieder nach Hause, andere Katzen schaffen vielleicht schon 1 Stunde oder länger. Das ist absolut individuell.
Alarmsignal wäre z.B., wenn die Katze ängstlich anfängt zu miauen, zu sabbern oder zunehmend unruhig oder gar panisch wird. Solchen Signalen muß man unbedingt zuvorkommen und die Fahrt nach Hause antreten, solange es der Katze noch relativ gutgeht.
Diese Kurzbesuche für denselben Raum wiederholt man so oft, bis die Katze sich in diesem einen Raum sicherer fühlt und mit erhobenem Schwanz herumspaziert. Erst dann wird das nächste Zimmer zum Entdecken angeboten. Aber bitte keine täglichen Besuche! Das würde die Katzen überfordern. Es sollten mindestens 2 Tage dazwischenliegen, damit sie sich wieder richtig entspannen kann. Denn jeder Besuch bedeutet Streß für die Katze, weil sie mit unzähligen Eindrücken, Gerüchen und Geräuschen konfrontiert ist. Daher sind anschließende Ruhezeiten als Ausgleich absolut notwendig. Viele Katzen haben direkt nach der Rückkehr auch großen Durst oder müssen erstmal aufs Klo. Auch das sind Folgen von Streß und Anspannung, die sich dann lösen können. Die Notfalltropfen der Bach-Blüten sind auch hier eine wichtige Hilfe.
Das Wichtigste: Jeder Besuch im neuen Revier muß für die Katze eine positive Erfahrung sein!
Es dürfen dort immer nur angenehme Dinge geschehen - also kein Erschrecken, kein Baulärm, keine fremden Leute, kein Zwang! Schließlich soll sie den Aufenthalt in der neuen Wohnung ja als etwas Gutes abspeichern und sich beim nächsten Besuch sofort wieder daran erinnern. Nur dann besteht eine gute Chance, daß Mietze dort nach einiger Zeit auch mal eine ganze Nacht ohne Angst und Streß verbringen kann und diesen Ort irgendwann sogar als neues Revier für sich akzeptieren kann. Eine Steigerung der Aufenthaltsdauer darf immer nur in kleinen Schritten erfolgen.
2. Variante: Wenn die erste Variante aus irgendeinem Grund nicht durchführbar ist, dann bleibt nur die unsanftere Methode. Hierfür sollte man aber zumindest schon einige Male ein Probe-Chaos in der bisherigen Wohnung veranstaltet haben. Also als kleines Training einfach ab und zu mal einige Umzugskartons im Wohnzimmer lagern, Schränke ausräumen, auch mal ein Möbelstück verschieben, Kisten stapeln und Unordnung verbreiten - was insbes. für Wohnungskatzen zugleich Abwechslung und Beschäftigung ist. Aber bitte nicht übertreiben! Katzen brauchen grundsätzlich geordnete Raumverhältnisse.
Wie bei allen neuen Dingen gilt auch hier eine vorsichtige Steigerung von Aktivität und Dauer, die je nach Persönlichkeit verschieden ist: anfangs z.B. für ein paar Stunden, dann ein halber Tag, mal über Nacht, das nächste Mal für zwei Tage.. So lernt die Katze, daß solch Chaos nichts Bedrohliches ist und jedes Mal danach auch wieder Normalität einkehrt. Wenn dabei auch noch mit der Katze gespielt wird oder Leckerchen geworfen werden, verbindet sie die Kartonberge mit etwas Positivem.
Am Tag des Umzugs: Wenn die Möbelpacker die Kisten abholen wollen, bleibt die Katze währenddessen geschützt in einem Raum. Dieser Raum wird abgeschlossen, der Schlüssel abgezogen (damit nicht aus Versehen ein Möbelpacker hineingeht und die Katze entwischen kann) und die Leute werden gebeten, sich möglichst ruhig zu verhalten und nicht herumzubrüllen. Die Katze hat in ihrem Raum die Toiletten, ein Kratzbrett, eine Höhle, Wassernapf, Kuscheldecke, ein nach Schweiß duftendes Kleidungsstück der Bezugsperson und wenn möglich auch noch irgendein vertrautes Möbelstück, z.B. ihren Lieblingssessel. Die Katze fährt selbstverständlich wie beim vorherigen Training mit der Hauptbezugsperson im eigenen Auto - also bitte niemals mit fremden Leuten im LKW der Umzugsfirma!!!
Am neuen Wohnort angekommen: Hier ist der geschilderte Ablauf genau umgekehrt. Zuerst wird die Katze mit ihren wichtigsten Sachen in einem sorgfältig ausgewählten Raum untergebracht - abschließen, Schlüssel abziehen und Schild mit "Zutritt verboten!" anbringen. Dieser Raum muß möglichst ruhig und ungestört liegen und wird für die nächsten Tage der ausschließliche Aufenthaltsort für die Katze sein.
Erst wenn sich die Katze in diesem einen Raum wohlfühlt und sich sicher und entspannt verhält, kann die Tür geöffnet werden zum nächsten Zimmer. Wenn sie möchte, kann sie dann den nächsten Raum erkunden und bei vermeintlicher Gefahr sofort wieder in den sicheren Erstraum flüchten.
Nach und nach können dann alle Räume zugänglich gemacht werden. Wenn dies sofort am ersten Tag des Einzugs erfolgen würde, wäre die Katze völlig überfordert und hätte keinen Schutzbereich, weil ja ALLES noch vollkommen fremd für sie ist. Falls eine Katze jedoch sehr selbsbewußt-neugierig ist und unbedingt von sich aus den Erstraum verlassen will (sobald alle fremden Leute weg sind!), wäre das auch in Ordnung. Aber solche coolen Katzen sind eher die Ausnahme.
Daher ist Vorsorge und Behutsamkeit immer der bessere Weg für alle Beteiligten.
Jede Katze geht anders mit einem Wohnungswechsel um - abhängig von ihrer Persönlichkeit, bisherigen Erfahrungen und möglichen Vorschäden, von der gewohnten Lebensweise und dem gesamten Ablauf des Umzugs einschließlich des Verhaltens der Bezugsperson. Je aufgeregter und hektischer der geliebte Mensch ist, umso unangenehmer und stressiger ist das Geschehen auch für die Katze. Katzen sind nämlich wahre Meister im Wahrnehmen und Aufsaugen von menschlichen Gefühlen!
Verhaltensauffälligkeiten wie z.B. Pinkeln, Angst oder stressbedingter Durchfall u.a. nach dem Einzug wären in den ersten Wochen völlig normal und sollten der Katze zugestanden werden. Immerhin kann sie es rational nicht verstehen (wie wir Menschen, die das so entschieden haben), warum plötzlich soviel Unruhe, Aufregung und Veränderung herrscht und sie sich in fremder Umgebung befindet. Aus Katzensicht sind all diese Eindrücke und Reize sehr bedrohlich und beängstigend - und es erfordert eine enorme emotionale Leistung von ihr, das alles für sich zu verarbeiten.
Umso wichtiger ist eine souveräne, ruhige oder freudige Stimmung der beteiligten Menschen, eine sorgfältige detaillierte Planung des gesamten Ablaufs im Sinne der Katze und eine behutsame Eingewöhnung.
Natürlich sollten möglichst viele vertraut riechende Gegenstände inkl. Klumpen ihres eigenen Urins im Klo mitgenommen werden. Das gibt der Katze ein klein wenig Sicherheit und hilft bei der Neuorientierung und Eingewöhnung - zusammen mit den Bach-Blüten-Notfalltropfen.
TIPP: Jedem spirituell interessierten Katzenhalter empfehle ich, seiner Katze vor dem Umzug die Absichten, Beweggründe, Abläufe und Vorzüge der neuen Wohnung liebevoll zu erklären - die Vermittlung von mentalen Bildern ist dabei sehr hilfreich.
Katzen können von intensiven Gedanken und Gefühlen ihrer Menschen weitaus mehr verstehen als allgemein angenommen wird!
Wer dabei unsicher ist, kann auch die Hilfe einer gewissenhaften Tierkommunikatorin in Anspruch nehmen. (Empfehlung auf Anfrage)